Hypnagogische Bilder

B: Ich kann manchmal schwer einschlafen, weil mich jedes Geräusch aus der Welt rausreißt, die sich unter meinen geschlossenen Lidern abspielt.

A: Wenn du deinen Tag verarbeiten willst, meinst du?

B: Nein, danach, wenn der schon durch ist und ich so Einschlafbilder seh.

A: Einschlafbilder?

B: Ja, ich denke dann nicht mehr nach, zumindest nicht so, wie ich es gewohnt bin, sondern falle von Bild zu Bild, ohne dass ich es lenken kann.

A: Findest du das nicht beängstigend?

B: Überhaupt nicht. Es fühlt sich schön an, weil ich endlich Zeit habe, mich treiben zu lassen und auf nichts mehr meine Aufmerksamkeit richten muss.

A: Wenn du immer nur fällst, dann hat das ja gar kein Ende.

B: Zumindest keins, an das ich mich erinnern könnte. Wenn die Einschlafbilder aufhören, fangen die Traumbilder an.

A: Ich dachte immer, man schläft erst mal ‘ne Runde, bevor man anfängt zu träumen.

B: Vielleicht. Aber das Faszinierende sind die Bilder davor, bei denen ich nicht mehr unterscheiden kann, ob sie da sind, weil ich schon geträumt hab oder ob ich noch wach bin. Ich schlafe ungern ein, weil der Tag dann schon zu Ende ist und ich will mich abends auch nicht mehr großartig auf etwas konzentrieren. Dafür ist dieser Zustand optimal.

A: Ich hab da noch nie besonders drauf geachtet. Meistens schlaf ich einfach ein.

B: Dann ist dein Körper bestimmt erschöpft. Ich finde es auch toll, wenn ich total erschöpft bin und dann einfach einschlafe, aber das ist selten der Fall. Da ziehe ich es vor, Bilder im Halbschlaf zu sehen. Es passiert einfach, ich muss nichts dafür tun und ich muss nichts damit anstellen. Ich kann es fließen lassen.

A: Was siehst du da genau?

B: Daran kann ich mich nicht erinnern.

A: Wieso nicht?

B: Na ich kann das nicht im Nachhinein betrachten. Das ist wie wenn du träumst und im Wachzustand nicht mehr weißt, was eigentlich los war.

A: Aber du hast doch gesagt, dass dich ein Geräusch ganz schnell wieder in den Wachzustand zurückholt.

B: Ja in so einem frischen Moment kann ich mich vielleicht gerade noch erinnern, aber nur die Bilder erfassen wie eine Gewissheit, die sich ganz und gar repräsentiert. Wenn ich schon eine Weile entspannt lag und sowieso vergessen hatte, wo ich mich eigentlich befinde, dann komme ich schneller wieder in den Zustand zurück. Ich muss mich ja nicht bewegen. Außer im Geiste.

A: Und siehst du dann weiter an der Stelle, wo es aufgehört hat?

B: Nein, das geht leider nicht. Eine Unterbrechung beendet den Strom und wenn ich wieder drin bin, fällt was Neues ein.

A: Na du lebst ja in einer fesselnden Welt.

B: Nicht wahr.

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