Bücherverbrennung

Du hältst dich an einem Grashalm fest und reißt ihn heraus. Du legst ihn in deine linke Hand und streichst mit der anderen von der Handwurzel Richtung Finger, mehrere Male nacheinander, als würdest du ihn aufrecht bügeln. So geglättet möchtest du ihn gern in ein Buch hineinlegen. Du versuchst dir, die Inhalte früherer Bücher ins Gedächtnis zu rufen. Welche Geschichten gingen aus ihnen hervor? Was waren deren Titel? Welche Dichter hatten sie geschreiben?

Da ganze Bibliotheken in Brand gesetzt worden sind und du nicht entlang der Schienen in den Wald gegangen bist, um ein einziges Buch auswendig zu lernen, imaginierst du anstelle von Literatur massenhaft Schriftbilder. Selbst wenn alles gleichzeitig erscheint, ist das Schriftbild immer noch eine Hierarchie. Buchstabenwirrwarr, ineinander gekettete Morpheme, Fußnoten und Querverweise. Hintergrundgedanken in eckigen Klammern, die aussehen wie Tackernadeln. Eine konkrete Metapher? Schatten der Flammen auf den Gesichtern derjenigen, die sich in der Stille um das Feuer einer Mülltonne versammelten, bevor die Bombe fiel.

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