Kerben
Ritz dir Kerben in deinen Krückstock, in die Wanderwege deiner Blickpunkte.
Ritz dir Kerben in deinen Krückstock, in die Wanderwege deiner Blickpunkte.
Du schwebst durch die Galaxien wie durch ein mattes Feuerwerk, das ganz sachte explodiert. Du gleitest vorbei an der dunklen Materie der Spiralgalaxien und dem hohlen Innern der Voids. Es ist, als hieltest du eine Parfümflasche in der Hand und mit jedem Druck auf die Blase zerstäuben die Sterne im Rhythmus deiner Zeitlupengeschwindigkeit.
Du schlabberst ein paar glibberige Tropfen, woraufhin du von einem Schwindel erfasst wirst, der dich mitreißt wie ein Tornado, wie ein comichaft gezeichneter Kackhaufen in Weiß, wie bunte Beißringe aus Plastik. Wie in einem regenbogenfarbenen Brummkreisel schwingt das Fiepen Crescendo.
Alles in der Gegenwart geht sterbend, blitzt auf, donnert, verhallt. Nichts wird geboren in der Vergangenheit, beruhigt sich alles, steht still und schweigt.
Du kippelst auf einer Diagonalen und fällst auf die Seite des Nenners, woraufhin nur noch eine Hälfte der Wirklichkeit für dich existiert. Da dir die andere Seite nicht fehlt, schlägst du im Rahmen deiner Möglichkeiten immer dieselbe Richtung ein. Man müsste dich auf die andere Seite prügeln, doch beim Versuch, dich dorthin zu schieben, näherst…
Dein linker Unterarm fühlt sich an wie morsches Holz, aus dem der Eiter suppt, der lockt einen Bären an, der kann dich meilenweit riechen. Er schleicht sich von hinten heran und beschnuppert dich ausgiebig. Du wirkst recht zerbrechlich in deinem von dünnen Hautfalten umgebenen Skelett und atmest schwer wie unter einer Gipsmaske. Ein einziges Mal…
Der Raum steht lichterloh in Flammen. Die Zeit erfriert. Die Gedanken ertrinken. Die Seele verdurstet. Das Gedächtnis verhungert. Die Vorstellung altert. Das Gehirn liefert nur noch eine Hälfte der Wirklichkeit. Die Fülle erstickt die Wahrnehmung. Die Kategorien verengen die Atmung. Die Sprache zwingt dich in ein Korsett. Der Geist erbricht. Das Herz wird gesprengt.