Ruine

Deine Glieder zucken. Du öffnest die Augen und erblickst die Restbestände einer abgefackelten Welt. Es muss einige Zeit her sein, als dieser Pfahlbau brannte. Jetzt ist es eine verwilderte Ruine. Aus der Mitte wächst ein Baum heraus, der das Dach gesprengt hat. Dich umgeben einige Karnivoren, Binsengras und in näherer Entfernung eine Pfütze. Du lebst hier schon seit einer Weile, doch diese Tatsache entgleitet dir immer wieder, weil du eine gewisse Konstanz im Verhältnis zur Zeitlosigkeit entwickelt hast. Im Grunde bewegst du dich reglos in der Zeit.

In unregelmäßigen Abständen wackelt die Ruine und erschüttert dich wie bei einem Erdbeben. Nach jedem Erwachen blickst du in eine Umgebung, die wie eine Oase flimmert. Die wabernde Materie schwingt in deinem Sehnerv. Manchmal bleibt am Baum ein Tropfen hängen, der dort ewig nicht herunterfällt. Er klebt dort wie der Glibber einer triefenden Schniefnase, der den letzten Rotz einer Welt enthält, die nicht betrauert werden kann. Du weißt nicht woher das kommt, du wirst nicht wissen wohin damit. Das macht nichts, denn solange du liegst, spürst du keine Schmerzen.

Ähnliche Beiträge

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert